Kennste, kennste? Schluss mit Namedropping!


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Nein, ich kenn ihn nicht, den Herrn Müller Überflieger, mit seiner neuen Brainwanking Consulting AG. Und ich kenn auch nicht den tollen Horst, der grad den vierzehnten Start-up-Inkubator in seiner Gasse aufbläst. Und verdammt nein, ich bin auch nicht im Bilde, in welcher alten Bude sich gerade die kreativen Highflyer der City treffen.
Ich kenn sie alle nicht. Dafür kenn ich andere. Die du nicht kennst. Aber ich schmeiß nicht mit deren Namen und Erfolgen rum, wie Kleinkinder mit Legosteinen. Weil ich mir genüge – und das nicht im soziopathischen Sinn, sondern im ur-ökonomischen: Ich kenne meine Kompetenzen und meine Schwächen – ich weiß also mit wem ich zusammenarbeiten will und muss und ich weiß mit wem ich mich vernetzen will und muss.
Wen zu kennen ist gut. Was zu können besser.
Hör auf mit Namedropping! Lass das Balzen in fremden Federkleidern und konzentriere dich auf dein Ding. Du bist nicht automatisch ein guter Netzwerker, nur weil du bei jedem Meet-up in deinem Grätzel, deinem Dorf, deiner Stadt dabei bist.
Du bist nicht automatisch einer von den Top-Playern, nur weil du mal mit dem Gründer von Inkubator 210a einen Gesoffen oder mit dem so genannten CEO vom Würstelstand um die Ecke eine geraucht hast. Es zeugt auch nicht von besonderen Fachkenntnissen, nur weil du aus dem Stand 18 Start-up-Gschaftler nennen kannst, die nur dank Förderungen ihre Miete bezahlen können.
Willst du wissen wie richtige Netzwerker und Lobbyisten arbeiten? Still und leise, aus der zweiten Reihe heraus. Sie prahlen nicht mit ihren Kontakten sondern wägen genau ab wen sie kontaktieren und mit wem sie sich abgeben.
Ich möchte dir an dieser Stelle das Buch „Super-Hubs“ von Sandra Navidi empfehlen. Darin beschreibt sie, wie die Netzwerke in der Welt der Finanzelite funktionieren und geht auch auf netzwerktheoretische Grundlagen ein. Auch in meinem Buch „Der Content-Coach“ widme ich einen Gutteil der menschlichen Kommunikation und Psyche.
Willst du was gelten, mach dich selten!
Das ist die uralte Analogie, zu meinem uralten Credo: Rede, wenn du was zu sagen hast. In allen anderen Fällen halte die Klappe. Genau das solltest du im Geschäftsleben befolgen. Ich weiß, es gibt einige Vertreter der Fraktion „Quantity matters, quality shatters“. In meinen Augen ist das Unsinn.
Gerade in einer Welt in der wir alles im Überfluss haben und sehr häufig überfordert sind von den zahlreichen Möglichkeiten. Selbstverständlich hat jeder seine eigene Definition von Erfolg. Für den einen sind es die vielen Millionen, lukriert durch Massenware – für den anderen die strahlenden Augen der handverlesenen Kunden.
Was aber in beiden Fällen nicht geht: Seine Mitmenschen zu nerven und als dumm darzustellen. Deswegen: Bevor du das nächste Mal den Drang verspürst ein paar vermeintlich große Namen fallen zu lassen – lass lieber stecken!
Denn richtig peinlich wird es, wenn dein Gegenüber stumm von Dannen zieht und du erst im Nachhinein erfährst, dass die- oder derjenige selbst eine große Nummer mit einem echten, wertvollen Netzwerk war. Dann nämlich hast du jeglichen Wert für sein Netzwerk verloren. Stabile Konglomerate bauen auf Vertrauen auf.
Und das bedingt zu einem Gutteil Verschwiegenheit. Sprich künftig also lieber über deine Ideen, Projekte, Vorhaben. Natürlich darfst du auch andere bewundern und dabei ihre Namen nennen. Aber bitte lass das plumpe Namedropping, das schon aus 100 Kilometern erkennen lässt: da will sich jemand mit fremden Federn schmücken.